Zu Wernhers Marienliedern

Eduard Sievers

pp. 73-96


1 Die Untersuchungen, welche seit den Tagen Lachmanns der mittelhochdeutschen Metrik in so reicher Fülle zuteil geworden sind, haben einen großen Schatz metrischer Erkenntnisse ans Licht gebracht. Über die Bildung und Synkope der Senkungen, über die Hebungsfähigkeit sprachlich minder­betonter Silben, über die gesamte Reimtechnik verschiedener Zeiten und Dichter ist beispielsweise von verschiedenen Standpunkten aus eingehend gehandelt worden. Überschaut man aber das Feld, auf dem bisher vorwiegend gearbeitet worden ist, etwas genauer, so sieht man bald, daß es sich bei den meisten Untersuchungen mehr um etwas äußerlich Formales handelt: man hat eben zunächst meist nur diejenigen Formfragen untersucht, die für die Herstellung eines kritisch sauberen Textes in Betracht kommen. Darüber ist aber ein anderes, und wie mich bedünken will, in manchen Beziehungen Wichtigeres, meist zu sehr in den Hintergrund getreten, die Frage nach dem Ethos der Verse (wie ich es nennen möchte), das doch unleugbar bei den einzelnen Dichtern wie Dichtungs­gattungen ein ganz verschiedenes ist. Warum berühren uns z. B. die Verse Wolframs so ganz anders als die Hartmanns oder gar Gottfrieds? Die größere oder geringere Äußere Glätte allein macht es nicht, obwohl natürlich auch sie ein Wort mitzusprechen hat. Der Hauptunterschied liegt vielmehr in der verschiedenen inhaltlichen Füllung des vier­hebigen Rahmens, den diese [10] und andere Dichter (um zunächst bei dem Erzählervers stehen zu bleiben) gemeinsam haben.

Ein vierhebiger Vers wird – abgesehen von seiner Zeiteinteilung, die hier als selbstverständlichgegebenes Element nicht beson­ders in Betracht kommt – ganz allgemein dadurch charak­ter­isiert, daß er vier Hebungen besitzt, d. h. vier Silben, die in irgendwelcher Weise stärker hervorgehoben werden, als die mit ihnen im Verse vereinigten übrigen Silben, die wir als Senkungssilben bezeichnen. Zur Hervorhebung von Silben aber stehen überhaupt drei Mittel zur Verfügung: Abstufung des Nachdrucks, der Tonhöhe und der Dauer. In der jetzt bei uns herrschenden Vortragsweise gehen diese drei Abstufungen im Ganzen derart zusammen, daß die nachdrücklichere Silbe auch am ehesten eine gewisse Dehnung empfängt, und daß sie in der musikalischen Vortragsskala auch am höchsten liegt.2 Sehen wir ferner von den etwaigen Dehnungen als einem mehr nebensächlichen Punkte ab, so bleibt als Kern dieser Er­wägungen der altbekannte Satz übrig: jede Hebung ist stärker und höher als die ihr beigeordnete Senkung. Fügen wir dazu den ergänzenden Satz, daß die Senkung3 durch eine auf Fußlänge zu dehnende Hebung aufgesogen werden kann (Synkope der [11] Senkung), so haben wir damit den all­gemeinen rhythmisch-melodischen Rahmen auch für den altdeutschen Reimvers gewonnen.

Hierbei dürfen wir aber nicht stehen bleiben. Schon der bloße Gegensatz von „stärker und höher“ für die Hebung und „schwächer und tiefer“ für die Senkung zwingt uns die weitere Frage auf: um wieviel stärker oder höher, um wieviel schwächer oder tiefer? Wir können diese Frage nicht umgehen, auch wenn wir im einzelnen auf die Ermittelung fester Maße verzichten und uns mit der allgemeinen Antwort begnügen müssen, daß im einen Falle mit starken Differenzen des Nachdrucks und großen Intervallen gearbeitet wird, im andern mit geringen. Und ebenso muß schon grundsätzlich die Frage gestellt und beantwortet werden, wie sich die einzelnen Füße des Verses bzw. deren Hebungen (denn auf diese kommt es in erster Linie an: die Senkungen regeln sich unwillkürlich danach von selbst) in Bezug auf Nachdruck und Tonhöhe zueinander verhalten. Als dritte Frage gesellt sich endlich noch die nach dem allgemeinen Tempo hinzu, d. h. die Frage danach, wie weit etwa eine verschiedene Behandlung der oben bezeichneten beiden Punkte durch den Dichter auch grundsätzlich auf das Tempo einwirkt, abgesehen natürlich von den Schwankungen, die von Sinn und Stimmung der einzelnen Stelle abhängen.

Jener allgemeine rhythmisch-melodische Rahmen mit seinem Wechsel von stärker und schwächer, höher und tiefer würde uns, ohne Abstufung in den eben formulierten Punkten, nur das Bild oder Eintönigkeit gewähren, das uns allen aus der stümperhaften Schulskansion des Anfängers bekannt ist. Wahren Zusammenschluß und wahres Leben gewinnt der Vers erst durch kunstvoll geregelte Abstufung in jenen drei Richtungen, und je nachdem man das eine oder andere Maß der Abstufung wählt, ergibt sich für den Vers ein verschiedenes Ethos. So wenig es für den Charakter und die Wirkung eines Musikstückes gleichgültig ist, ob es in schnellerem oder lang­samerem [12] Tempo vorgetragen wird, ob es starke Gegen­sätze von forte und piano bietet, oder den Unterschied zwischen Hebung und Senkung mehr ausgleicht, ob es endlich in größeren oder geringeren Intervallen fortschreitet, so wenig sind diese Fragen auch für den Sprechvers gleichgültig; ebenso wenig aber brauchen wir bei diesem, sofern es nur auf eine allgemeine Charakteristik ankommt, bestimmtere Angaben über das Maß der Differenz im einzelnen.

Ein wesentlicher Unterschied besteht aber doch zwischen dem wortlosen Musikstück und dem Sprechvers, wenigstens dem Sprechvers, wie er im Deutschen ausgebildet ist und überhaupt in den Sprachen, die, wie das Deutsche, verlangen, daß das Versbetonungsschema mit der natürlichen Satzbetonung zu­sammen­gehe. Der Musiker kann seinen Notenfolgen nach freiem Ermessen diesen oder jenen Charakter geben, der Dichter ist mehr oder weniger an die natürlichen Abstufungen gebunden, die ihm sein Sprachmaterial bereits traditionell fertig darbietet. Er kann wohl traditionell gegebene Abstufungen im Verse mildern oder verstärken, aber er kann sich doch nie ganz davon losmachen, denn sie bilden die natürliche Grundlage seiner Arbeit.

Mit anderen Worten, der Dichter kann seinem Verse nur durch Füllung mit verschiedenartigem Wortmaterial, kürzer gesagt durch verschiedenartige Wortwahl ein verschiedenes Ethos verleihen. Wir können diesen Satz aber auch umkehren und sagen, daß eine verständnisvolle Untersuchung der Wortwahl uns Aufschluß über das spezielle Ethos geben kann, das den Versbau eines Gedichtes beherrscht, und fortgesetzte Unter­suchungen dieser Art werden schließlich dazu führen, uns wenigstens die Hauptformen der verschiedenen Versarten scheiden und klassifizieren zu lehren, die sich aus dem all­ge­meinen rhythmisch-melodischen Rahmen entwickeln lassen oder entwickelt haben.

Daß prinzipielle Unterschiede der Versfüllung und damit des Versethos, wie wir sie im Neuhochdeutschen [13] unzweifelhaft besitzen, auch bereits in der mittelhochdeutschen Dichtung vorhanden waren und von den Dichtern, wo nicht bewußt, doch mindestens instinktiv empfunden wurden, scheint unleugbar zu sein. Von allem Entwicklungsgeschichtlichen absehend, will ich nur einen klassischen Zeugen für diese Behauptung anrufen, Gottfried von Straßburg. Es wird niemand behaupten wollen, daß z. B. in Schillers Glocke der rhythmisch-melodische Gegen­satz zwischen den Strophen, die sich auf den Glockenguß beziehen und den betrachtenden Strophen ungefühlt und unbeabsichtigt gewesen sei. Genau so verhält es sich aber bei Gottfried bezüglich der kleinen vierzeiligen Strophen, mit denen er sein Gedicht einleitet und die er gelegentlich einstreut, und den erzählenden Partien. In jenen Vier­zeilern treten von den vier Hebungen je zwei nach Stärke und Tonhöhe stark vor den beiden anderen hervor:

Gedæ´hte man ìr ze gúote nìht

von dèn der wérlde gúot geschìht,

so wæ`rez állez àlse níht

swaz gúotes ìn der wèrlt geschíht.

5

Der gùote mán, swaz dèr in gúot

und nìwan der wérlt ze gúote tùot,

swer dàz iht ánders wàn in gúot

vernémen wìl, der míssetùot.

usw. Man wird auch leicht empfinden, daß das Ganze in kräftigem und nicht zu langsamem Tone genommen werden muß. Der Abstand zwischen Hebung und Senkung ist groß, in den Senkungen stehen nur sprachlich ganz unbetonte Silben. Ganz anders da, wo Gottfried zu den gewöhnlichen Reimpaaren übergeht. Von jener regelmäßigen Scheidung von zwei stärkeren und höheren und von zwei schwächeren und tieferen Hebungen keine Spur: die Zahl der ausgezeichneten Hebungen schwankt beliebig, oft steht nur eine im Verse. Die schwächeren und tiefer liegenden Hebungen (bzw. Füße) dürfen aber deswegen nicht überhastet, nicht so herabgedrückt werden wie die entsprechenden Stücke der Vierzeiler, wenn nicht der Sinn des Ganzen [14] geschädigt werden soll. Schon das weist auf einen getrageneren Charakter hin, bei dem Stark und Schwach (im weitesten Sinne) mehr nivelliert ist. Dazu stimmt dann wieder, daß in den Senkungen öfters sinnvolle und nach­drückliche Wörter stehen, die geradezu den höchsten, wenn auch nicht den stärksten Ton der Zeile für sich in Anspruch nehmen (in der folgenden Probe sind sie durch gesperrten Druck hervorgehoben):4 es kann also auch der Abstand von Hebung und Senkung nicht so stark gewesen sein wie in den Vierzeilern. Man vergleiche etwa folgende Stelle, bei der man namentlich auf die Tonhöhenunterschiede der mit ´ und ` bezeichneten Hebungen achte:

45

Ich hâ`n mir èinẹ unmü´ezekèit

der wérlt ze lìebe vü`r gelèit

und édelen hérzen zèiner hàge,

den hérzen dèn ich hèrze tràge,

der wérldẹ in dìe mîn hèrze sìht.

50

ich mèinẹ ir áller wèrlde nìht,

als dìe von dèr ich hœ`re ságen,

diu dehèine swæ´re mü`ge getràgen

und nìwan in frö´uden wèlle swèben:

die lâ`zẹ ouch gòt mit frö´uden lében.

55

Der wèrldẹ und dísem lèbene

enkùmt mîn rède niht èbene:

ir lèben und mî´nez zwéient sich.

ein ánder wèrlt die mèine ìch,

diu sàment in éinem hérzen tréit

60

ir sü`eze sû´r, ir lìebez léit,

ir hèrzelíep, ir sènede nô´t,

ir lìebez lében, ir lèiden tô´t,

ir lìeben tô´t, ir lèidez lében:

dem lèbene sî` mîn lèben ergèben

usw.

Man versuche nur, solche Zeilen nach dem Betonungsschema der Vierzeiler vorzutragen: ich hâ´n mirèinẹ unmü´ezekèit | der wérlt ze lìebe vü´rgelèit| oder ich mèinẹ ir áller wèrlde níht (oder ich méinẹ ir áller wérlde nìht) | als díe von dèr ich hœ´re sàgen (oder als dìe von dér ich hœ`re [15] ságen),und man wird sich des großen prinzipiellen Gegensatzes sofort bewußt werden.

Dieser Gegensatz ist aber kein anderer, als der von dipodischer und monopodischer oder podischer Bindung der Füße, über den ich in Paul und Braunes Beiträgen 13, 121ff. einige vorläufige Bemerkungen mitgeteilt habe, und an dem ich auch gegenüber dem von mehreren Seiten (z. B. von Heusler) erhobenen Einspruch festhalten muß. Geschichtlich betrachtet, ist der dipodische Bau im deutschen Reimvers das ältere, der podische das jüngere; der Gegensatz zwischen beiden deckt sich so ziemlich auch mit dem von Volksvers und Kunstvers, zum Teil endlich (z. B. in der mhd. Lyrik und teilweise auch im Epos) mit dem von rein germanischer und romanisierter Metrik (was freilich noch näherer Untersuchung bedarf). In rhythmischer Beziehung unterscheiden sie sich zunächst so, daß im podischen Vers jeder Fuß dem andern im Prinzip gleichwertig ist (was natürlich eine tatsächliche freie Abstufung gegeneinander nicht ausschließt), im dipodischen Vers dagegen je ein stärkerer Fuß mit einem schwächeren (doch in beliebiger Folge) zu einer höheren Einheit gebunden wird (das tritt in Gottfrieds Vier­zeilern, die doch schon eine etwas gekünstelte Abart des alten Verses darstellen, nicht überall mehr so klar hervor wie anderwärts). Diese höhere Einheit, die Dipodie, spielt im dipodischen Verse dieselbe Rolle wie der einzelne Fuß im monopodischen, d. h. wenn hier abgestuft wird, so wird Dipodie gegen Dipodie abgestuft, nicht Fuß gegen Fuß. Die dipodische Bindung hat aber auch noch andere Folgen. In der Dipodie handelt es sich nicht nur um den Unterschied von Hebung und Senkung, also von einfachem „stärker“ und „schwächer“, sondern um den Unterschied von ausgezeichneter und zurück­tretender Hebung einerseits und um den Gegensatz der beiden Hebungen gegen ihre Senkungen andrerseits, also, wenn man die beiden Senkungen als gleichwertig betrachten will, um mindestens drei Grade der Abstufung: Maximum und [16] Minimum (an Stärke und Tonhöhe) werden also hier weiter auseinander getrieben, da noch ein Mittelglied Platz finden muß. Mit anderen Worten, dem dipodischen Verse eignen normaler­größere Stärkeabstände und größere Intervalle zwischen Hebung und Senkung als dem podischen Verse.5 Aber auch das Tempo der beiden Versarten wird sich unwillkürlich verschieden gestalten. Für den podischen Vers, dessen Einzel­fuß meist aus je einsilbiger Hebung und Senkung besteht, gelten die allgemeinen Temporegeln der Sprech­takte von geringer Silbenzahl, für die Dipodie, die bei vollständiger Ausfüllung mindestens vier Silben umfaßt, die Temporegeln der Sprechtakte von größerer Silbenzahl. In solchen Sprechtakten werden nämlich erfahrungsgemäß die einzelnen Silben kürzer gesprochen als in Sprechtakten von weniger Silben (vgl. meine Phonetik § 663 [§ 714] u. ö.). Auf den Vers angewendet heißt dies: der dipodische Bau bringt an sich ein lebhafteres, rascheres Tempo mit, als die rein podische Bindung. Auch diesen Gegensatz können die oben aus Gottfried gegebenen Beispiele erläutern.

Daß alle diese Gegensätze mit der Wortwahl im innigsten Zusammenhang stehen, und daß sie aus einer Untersuchung der Wortwahl heraus erkannt werden können, ist bereits oben betont worden. Der Dichter wählt eben seine Worte so, daß sie sich demjenigen rhythmisch-melodischen Spezialschema an­schmiegen, daß er als das für seine Zwecke passendste empfindet, und das ihn demgemäß während der Produktion vorschwebt. Wie sehr dabei der eine oder andere von der allgemeinen Tradition beeinflußt wird oder nicht, wie weit es ihm gelingt, etwa neue Gattungen zu schaffen, wie weit er bewußt oder unbewußt arbeitet, das alles kommt für die Hauptfrage, die sich nur [17] um den Gegensatz im allgemeinen dreht, nicht in Betracht. In der neueren Dichtung handhabt derselbe Dichter oft genug die eine Art der Versbildung ebenso wie die andere: in der mittelhochdeutschenPeriode ist ein Beispiel wie das Gottfrieds schon eine große Seltenheit. In der Regel verfügt dort ein Dichter, wie nur über ein genus dicendi, so auch nur über ein genus metri. Und das ist der Punkt, wo die Fragen, die uns bisher beschäftigt haben, auch für die Kritik, die höhere wie die niedere, von Bedeutung werden.

Um die Richtigkeit dieser Anschauung zu erhärten, möchte ich hier ein bestimmtes einzelnes Beispiel in Kürze erörtern bei dem die Dinge freilich vielleicht schärfer ausgeprägt sind als irgendwo sonst in der mittelhochdeutschen Literatur: ich meine Wernhers Marienlieder, bei denen Verfasser und Bearbeiter auf so ent­gegen­gesetzten metrischen Standpunkten stehen, daß die Frage nach Echtheit oder Unechtheit sich oft glattweg durch einen einfachen Blick auf den Versbau entscheiden läßt.

Wernhers Driu liet von der maget sind bekanntlich zu einem großen Teile nur in den überarbeiteten Fassungen der beiden Handschriften in Wien und Berlin erhalten. Als zugegeben darf man wohl betrachten, daß der Berliner Text (D)6 stärker ändert als der Wiener (A), und daß die Überarbeitung in der Hauptsache von entgegengesetzten Tendenzen beherrscht wird: abgesehen von Änderungen einzelner Verse (die haupt­sächlich dem Zwecke dienen, ungenaue Reime zu entfernen) hat A eine Neigung zu kürzen, während der alte Text in D starke Zusätze erfahren hat.

Stehen nun neben A und D noch andere Zeugnisse zur Verfügung, so wird sich meist ohne Schwierigkeit entscheiden lassen, auf welcher Seite das Rechte liegt, und speziell auch, ob ein Minus in A auf Kürzung des Ori-[18]ginals durch den Bearbeiter dieses Textes oder auf eine Erweiterung desselben in D zurückzuführen ist, und dementsprechend mutatis mutandis bei den Plusstücken von D. Wie aber soll man entscheiden, wo solche ergänzende Zeugnisse fehlen?

Nun ist zwar sicher die Neigung zu Erweiterungen bei dem Bearbeiter des Textes D stärker als die Neigung zu Kürzungen bei dem Bearbeiter von A. lm Zweifelsfall wird sich also der Verdacht der Unursprünglichkeit eher gegen D als gegen A richten. Aber im Einzelnen muß doch die Entscheidung oft zweifelhaft bleiben, sofern sie sich nur auf diesen allgemeinen Satz stützen kann und ihr nicht besondere sachliche oder formelle Einzelkriterien zu Hilfe kommen. Solche Kriterien sind aber auch für den Fall besonders erwünscht, daß weder A noch D den ursprünglichen Text bewahrt haben: gerade dieser Fall ist, wie die Vergleichung der Bruchstücke zeigt, gar nicht selten. Das ist auch ganz natürlich, denn bei dem gleichmäßigen Bestreben beider Bearbeiter, die Reime des Originals zu glätten, mußten sie ja geradezu oft an derselben Stelle des Originals Änderungen vornehmen, auch solche, die sich nicht unter Auslassung und Einschub rubrizieren lassen.

Hier treten nun metrische Kriterien ergänzend ein. Um das volle Gewicht dieser Kriterien ganz klar hervortreten zu lassen, müßte freilich von Rechts wegen eine umfassende Unter­suchung des gesamten Materials vorgelegt werden. Indessen springt das, worauf es ankommt, sofort so sehr in die Augen, daß ich vielleicht hoffen darf, auch durch einige kürzere Andeutungen meinen Hauptzweck annähernd zu erreichen, d. h. die große Kluft aufzudecken, die in rhythmisch-melodischer Beziehung zwischen dem Original und speziell dem Bearbeiter des Berliner Textes D liegt.7 [19] Um für die Vergleichung der verschiedenen Standpunkte eine sichere Grundlage zu bekommen, wird es nötig sein, ein Stück des ursprünglichen Textes, soweit tunlich, zu rekonstruieren und die Abweichungen der beiden Überarbeitungen daneben zu stellen. Ich wähle zu diesem Zwecke das Stück A 1189 ff. = D 163, 40 ff., weil hier zur Kontrolle nicht nur das alte Docensche Fragment B, sondern zum Teil auch ein Stück von C zu Gebote steht, der alte Text sich also mit relativ großer Sicherheit ermitteln läßt. Verse, die in A wesentlich umgearbeitet sind, bezeichne ich durch vor­gesetzte Sterne, solche, die in A fehlen, mit den Buchstaben a, b, c usw. hinter der Verszahl von A. Wo D vom Original stärker abweicht, ist seine Lesung in der rechten Kolumne speziell angegeben. Kleine, bloß sprachliche Abweichungen von den Hss., wie die Setzung oder Streichung unbetonter e u. ä., sind in den Varianten nur ausnahmsweise verzeichnet.

AB (C) D.

1190

. . . ir gẹwonheite8

sagẹ9 ich iu gereite.10

163,40

alle morgen vil11 fruo

sô gedâhte sị12 dâzuo

* daz sị ir gebetes huote,

* diu rein und diu13 guote14

41

* daz sị ir gebetes huote,

* diu rein und diu15 guote16

42

1195

mit michelem17 flîze

unz zuo dem imbîze.18

164,1

sô die frouwen gâzen,

wider an ir werc19 gesâzen,

2

den half sị unz an die20 nône.

3

1200

sô gie sị21 ave schône

* für den22 altâre, [20]

4

* daz23 sị ir kurs dâ lâre.24

* dâ stuont sị25 unz an die vesper,26

5

daz alle die swester

1205

daz sanc27 ane viengen,28

ir29 tagezît begiengen.

6

30 kom geflogen31 Gabriêl,

der gotes engel vil32 hêr,33

7

er34 brâht ir35 daz himelbrôt,

8

1210

daz er der küneginne36 bôt37

daz noz sie mit kivshem libe

9

div nie wart ze wibe

a ûz sîner hant in die ir:

anders aze sie niht vil

10

b anders az si niht vil.38

als ich ivh bewisen will

swaz man ir gap ze spîse,

daz îlte39 diu maget wîse

11

armen40 ellenden

in die stat senden.41

12

1215

al diu42 samenunge

al der frŏen samnunge,

13

altẹ43 unde junge

die wurden dô44 wol inne45

der tougenlîchen46 minne

14

die sị mit dem engel47 habete.

15

1220

sie selbẹ ez wol verdagete:

doch was ez unverborgen:48

daz kunde49 sị niht besorgen.

16

Sâlige50 swester wonten51

in Salemônis templo.

17

1225

die wâren dô52 gehôhet:

sît53 sint si gar zestôret:

18

54 habent ez besezzen

ritter vil55 vermezzen, [21]

164,19

die werent ez56 mit kreften57

20

1230

vor58 der heidenschefte59

Dô diu keiserinne,

diu erwelte gimme,

a zuoversiht der werlte,

b diu ir60 den sal erwelte61

* dâ62 si woldẹ erschînen63

bî den64 heiligen65 wîben,

1235

dô lobte sị unsern herren

daz er si sô66 verre67

ûz den andern erhuop68

mit den was div maget reinẹ

21

* daz69 si senftlîchen truoc70

also daz si stæte scheine

* al[le] die arbeite

zaller slahte arbeit

22

1240

* die sie ze gwonheite71

die sie ze gwonheit

* heten gesprochen under in.72

23

nieman mohtẹ ir den sin

errecken73 noch ergrunden.74

24

si îlte sị alle schunden75

sie mante sie zallen stunden

1245

* ze gotes dieniste,

* ze der êwigen gniste.76

werben nach gotis hulde.

25

a si was ânẹ allez wandel,

b kiuscher dennẹ ein ander.77

si was an alle schulde

ir nehein78 was sô wîse.

si az79 die gotes spîse

gut wolgemůt milt v wise.

sie lebet der heren spise

26

die ir der engel brâhte.

1250

neheines80 übeles81 si gedâhte.

27

[22]

a an der guote was si stâte

kivsche diemůt vnde stete

164,28

b in geistlîcher wâte,82

die tri tvgende si hete

vasten unde wachen83

daz enmohte sị84 a niht gemachen

bleich85 oder86 truobe.

des wundrote87 gnuoge.88

(s. unten)

a daz beste hête si erkorn.

mit den andern vzerchorn.

29

b ouch huop si89 deheinen zorn.

nit hochfart v wiplich zorn

vant an ir neheine stat,

wand me frŏe so hohe getrat

30

ze sælden v ze eren gliche.

des ist hivte ir lop so riche.

31

c die zuht si umbe gurte.

32

d der bôsen antwurte

fluchen v bose antwrte

e newolde sị niht geruochen.

f schelten unde fluochen

g daz was ir seltsâne.

h der sunden was si âne.90

muste ir sin unerchant.

si was an der sunden bant.

33

vasten oder wachen

daz enmahte si niht gemachen

34

(s.oben)

misseuar noch trube.

des wnderot genuge.

35

1255

Ir hûsgẹnôzinne

alle ir husgnozinne

36

die starcte sị in der91 minne

a ze bezzerem teile,

b ze sâlden und ze heile,92

daz sie die93 ubermuote

ersluogen mit der guote

37

und allez unreht vermiten.

38

1260

* alsô lûterlîche site94

ze also luterlichen siten

lêrte sie diu suoze.

cherte sie div suzze.

39

nu bitet95 daz wir sị muozen

nu bittet sie daz sie uns můzze

* sô inneclîchẹ96 an ruofen,

daz sị in der uns geschuofe

[23]

1265

in97 unser teil gewinne,

widercheren von den sůnden

164,40

daz er98 uns enzundẹ in99

sîner minne

v an ir minne erzunden.

Hêt100 ich ein zunge

diu als daz îsen101 klunge

a gesmidet ûzer stâle,

Nie wart so wol sprechender man

41

42

b diu mir die rede gâbe,102

der ie uon buchen sin gewan

janẹ mohtich103 kristenlîcher schar

daz ez tohte im einen

433

1270

nimmer gesagen gar

ze sprechen von der reinen

wie sich diu maget zierte

uollekliche nah ir werdicheit,

165,1

gên104 dem himelischen wirte,

an die got sinen fliz leitẹ,

der si gemaheln105 solde

als er si gemæheln wolte

und samt ir bûwen106 wolde

vnd bi ir bůen scholte.

2

1275

durch sîn107 barmunge.

eines sites sie do begunde

3

eines sites si begunde

den weder wip noch man chunde

den weder wîp noch man

noh uor ir geburte ie uernam.

4

vor ir geburt nie vernam108

swænnez also cham

swer daz kint109 gruozte

daz sie ieman grůzte

5

1280

daz110 si daz gelten muoste

v si daz gelten můste,

* sô sagete si genâde

so gnadet sie got zehant

6

* dem ir schepfâre.111

si blicte hin ze himele,

daz ir diu werlt hie nidene

der ir heil so hete gewant

1285

senftiu wort zuo sprach,

daz ir div werlte zusprah

sô sị ir bildẹ ane sach.112

senftiv wort da sis ansah.

7

swennẹ ave si113 daz114 gruozsal

solte bieten uberal,

8

dô bat si115 gezogenlîche

si bat herzeklichen

9

usw.

Schon diese kurze Probe genügt, den allgemeinen metrischen Charakter des Originals hervortreten zu lassen. [24] Vor allem fällt eine für dessen Zeit ungewöhnlich große Regelmäßigkeit der Form auf: die Verstechnik ist, abgesehen natürlich von den Reimen, eigentlich schon ganz die der klassischen Zeit.

Der Auftakt ist meist einsilbig, selten zweisilbig und dann leichtester Art. Zieht man zweifelhafte Fälle ab, die sich durch Elision oder Anschleifung eines Pronomens beseitigen lassen (daz sị ir gebetes huote 1193, die sị, mit dem engel habete 1219, daz sị in der uns geschuofe 1264), so bleiben nur widẹr an ir werc gesâzen 1198, bî den heiligen wîben 1234, ze der êwigen gniste 1246, ir nehein (lies kein? s. gleich nachher) was sô wîse 1247, an der guote was si stâte 1250a, daz enmohte sị niht gemachen 1252, jane moht ich kristenlîcher schar (sprich jan?) 1269, gên dem himelischen wirte 1272; zweisilbige Wortformen mit langer Wurzelsilbe begegnen nur in eines sites si begunde 1276 und in neheines ubeles si gedâhte 1250; für letztere Form wird man ohne Bedenken die Form keines einsetzen dürfen (vgl. oben); auch liegt in den beiden letzten Fällen die Aussprache eins und keins sehr nahe. Wesentlich andere Resultate ergeben andere Partien des Gedichtes auch nicht.

Auch die Senkungen sind meist einsilbig, nur selten zweisilbig und auch dann wieder durchaus leicht. Zudem sind die meisten überlieferten Senkungen dieser Art ohne weiteres wieder durch Elision oder durch Anschleifung eines Pronomens an eine vokalisch auslautende Verbalform zu beseitigen, vgl. z. B. den half sị unz an die nône 1199 (ähnlich noch 1203. 1235. 1244. 1256)116, oder daz kunde sị niht besorgen 1222 (so noch 1252. 1254e). Dann bleiben in unserer Probe noch daz îlte diu maget wîse 1212, dô bat si gezogenlîche 1289 und sâlege swester wonten dô 1223. In V. 1239 wird man al[le] lesen, in V. 1263 das überlieferte n von inneclîchen streichen und also sô inneclîchẹ an ruofen lesen dürfen; überdies ist inneclîche, [25] das nur durch B gewährt wird, textkritisch nicht einmalsicher.

Eine wesentliche, aber leicht erklärliche Ausnahme von diesen Bestimmungen bieten nur die sog. verlängerten, richtiger stärker gefüllten Schlußzeilen mancher Absätze, die Wernher aus der älteren Technik noch herübergenommen hat; unsere Probe hat nur ein Beispiel: daz er uns enzúnde in sî´ner minne 1266, das durch viersilbigen Auftakt[?] gekennzeichnet ist. Andere Beispiele der Art sind z. B. wir sulen sie án rúofen unde flê´gen A 44. D 147,24. G 58,13, du bist daz tóu in Gédeoniswólle D 148,6. G 59,6 (= du bist diu touwige wolle A 76), diu múgen iu (iu wol F) gehélfen an der sê´le D 149,40. F 91 (= des geruoche wenden unser sêre A 188), zuo íme enmac sich níemen genô´zen D 151,14 (= daz nieman des was sîn genôz A 298), ir fréude wart gemischet mit léide D 156,5 (= ir freude mischte sich mit weinen A 630), wer schól dich dîner frúme (dînes vrumen C, dîner êren D) flê´gen D 158,28. C 200. F 481 (= ze gotes güete unt ze sînem segen A 824), daz níeman sîn wúnder kan volschrî´ben A 910, sô´ wir ûzem éllende (von disem enlende C) kê´ren D 162,32, C 474 (= sô wir von hinnen müezen kêren A 1124) usw.

Diese geschwellten Schlußverse hat D, wie man sieht, mit dem Original noch gemein, aber in Beziehung auf den Bau der gewöhnlichen Verse weichen seine Zusätze stark ab. Das zeigt sich schon in der Behandlung der Auftakte und Senkungen, die viel häufiger über das Maß einer Silbe hinausgehen und dabei auch schwerere Formen zeigen als der alte Text. So begegnet zweisilbiger Auftakt in D: daz gesanc ane viengen 164,6, al der frouwen samnunge, | bêdiu alte und junge 164,13ab, daz enmahte si niht besorgen 164,16, des ist hiute ir lop sô rîche 164,31, allẹ ir hûsgnôzinne 164,36, widerkêren von den sunden 164,40, volleklîche nâch ir werdekeit 165,1, noch vor ír geburte ie vernam(oder noch vór ir geburte?) 165, 4, dreisilbiger Auftakt in und wíder an ir werc gesâzen 164,2 (wenn nicht und wíder an ir werczu betonen ist) und in den weder wîp[26] noch man kunde 165,3. Zweisilbige Senkung: daz nôz si mit kiuschem lîbe 164,9, werben nâch gotes hulde 164,25, guot wólgemuot milt und wîse 164,26, die drî tugende si hœte 164,28, wand nie frouwe sô hôhe getrat 164,30, ze sœlden und z´êren glîche 164,31, fluochen und bœsẹ antwurte 164,32, nu bittet sie daz sị uns muoze (oder bitet mit Verschleifung) 164,39, nie wart sô wol sprechender man 164,41, sénftiu wórt dâ sis áne sáh 165,7 (165,2a kann ers gelesen werden).

Auf die 121 Verse des alten Textes entfallen also 6–10 zweisilbige Auftakte, d. h. ca. 5–8,3%, auf die etwa 50 Spezial­verse von D aber 11 (einschl. der beiden dreisilbigen), d. h. 22%; noch stärker ist der Unterschied bei den Senkungen; mehr als einsilbige Senkung treffen wir im Original höchstens 5 mal, d. h. in ca. 4,2% der Verse, in den Eigenversen von D aber 10 mal,. d.h. in ca. 20%.

Der Hauptunterschied der beiden Texte liegt aber in der Rhythmik. Man sieht bald, daß das Original ganz auf dem Boden des altheimischen dipodischen Baues steht. Es können daher auch höchstens zwei gleich stark und gleich hoch betonte Wörter in einem Vers zusammenstehen (Betonungen wie àlle mórgen 1191, àllez únreht1259, àl diu sámenunge 1215; màget wî´se 1212; sâ`lege swéster 1223, bô`sen ántwurte 1654d, sènftiu wórt 1285, oder gótes èngel (oder gòtes éngel?) 1208, gótes spî`se 1249, oder áne vìengen1205, úmbe gùrte 1254c, zúo spràch 1285, áne sàch 1286, kòm geflógen 1207 sprechen natürlich nicht gegen diese Regel, denn hier gilt ja auch in der nhd. Betonung noch dieselbe Abstufung). Die schwächeren Hebungen fallen konsequenterweise auf wesentlich schwächer betonte Wörter als die beiden stärkeren Hebungen. Neben den eben aufgeführten Belegen kommen als relativ schwer noch in Betracht die zweiten Glieder von Kompositis (tagezî`t 1206, hímelbrôt 1209, éllènden 1213, zúoversìht 1232a, ántwùrte 1254d, únrèht 1259, tóugenlî`chen u. ä. 1218. 1238. 1250b. 1260. 1263. 1269. 1289), ferner ein paar vereinzelte Fälle wie ànders az sị niht víl 1210b, nìemen môhtẹ ìrden sín[27] 1242, si î´ltes àlle schúnden 1244, si wás ân àllez wándel 1247 in Betracht, die ja aber auch alle den normalen Betonungsverhältnissen ent­sprechen. Sonst ruhen die schwächeren Hebungen aus­schließ­lich auf ganz schwachtonigen Wörtern (Partikeln, Präpositionen, Pro­no­mini­bus, Hilfsverben u. ä.) oder auf Ableitungs- und Endsilben.

Hiernach versteht es sich von selbst, daß die Auftakte und Senkungen erst recht nur durch schwachtonige Silben gebildet werden dürfen. In der Tat findet sich denn in unserem Stücke auch nur ein einziger etwas schwererer Auftakt: sît sínt si gàr zestô´ret 1226. Stammsilben zweiter Glieder von Kompositis kommen hier in der Senkung gar nicht vor (anderwärts finden sie sich gelegentlich).

Besonders charakteristisch für Wernher ist weiterhin seine große Vorliebe für klingenden Versausgang. Von den 61 Verspaaren der Probe sind nur 14 stumpf gereimt. Die 28 Verse dieser Art gehören vorwiegend (ca. 16) dem Typus B (Haupthebungen 2. 4) zu, und wiederum haben diese B-Verse nach der alten Regel noch gewöhnlich (sicher 11 mal) Synkope der Senkung nach der ersten Haupthebung (àlle mórgèn vil frúo 1191, der gòtes éngèl vil hê´r 1208, ûz sî´ner hánt ìndie ír 1210a, ànders áz niht víl 1210b; vgl. ferner 1237. 1238. 1242. 1259. 1278; mit aufgelöster Hebung daz èr der kü´negìnne bô´t 1210; vgl. auch den wèder wî´p nòch mán 1277, wo vermutlich nòch [der] mánoder dgl. im Original gestanden haben wird). B-Verse ohne diese Synkope sind sô` gedâ´hte dâzúo(lies gedâ´htès? vgl. oben S. 24) 1192, hèten gespróchen ùnder ín 1241, àlsô lû´terlî`che síte 1260, jane mòht ich krístenlî`cher schár 1269, sòlte bíeten ü`berál 1288. Dazu kommen einige Beispiele des Typus E (Haupthebungen 1. 4): daz béste hète sì erkórn, ouch húop dehèinen zórn 1254ab; ferner von A (Haupthebungen 1. 3) mit Nebenton an letzter Stelle: er brâ´ht ìrdaz hímelbrô`t 1209, in Sálemònis témplò 1224, állè die árbèit, | díe si zè gewónhèit 1239 f. (doch s. die Anmerkung zur Stelle), nímmèr geságen gàr 1270, swenn[28] áve daz grúozsàl 1287, und desgleichen von C (Haupthebungen 2. 3): sènftiu wórt zúospràch | sô` sị ir bíldẹ áne sàch 1285 f. (etwas zweifelhaft ist die Betonung von dô kòm geflógen Gâbriê`l 1207, und sâ`lege swéster wónten dô` 1223,die mit der Betonung Gàbriê´lund wònten dô´zu B gehören würden).

Fernerhin macht sich eine deutliche Neigung bemerkbar, die stärkste oder höchste Tonsilbe (bzw. Hebung) vom Anfange des Verses fortzudrängen. Dieser Neigung leisten ohne weiteres alle B- und C-Verse Genüge, da sie mit einer schwä­cheren Hebung beginnen (Haupthebungen 2. 4 und 2. 3). Bei den A-Versen (Haupthebungen 1. 3) überwiegt gern die zweite, vgl. Verse wie mit míchèlem flî´´zze 1195, den hálf sịunz àn die nô´´ne 1199, gíe si àve schô´´ne 1200, dâ stúont s unz àn die ve´´sper 1203, daz állè die swe´´ster 1204, swaz mán ir gàp ze spî´´se 1211 usw. Ein deutliches Überwiegen der ersten Hebung über die dritte ist ganz selten.

Nimmt man hierzu noch den Satz, daß Wernher (wie sich das bei einem so reinen Dipodiker fast von selbst versteht) die natürliche Satzbetonung nicht leicht verletzt, so hat man die wesentlichen Bedingungen für das Verständnis seiner Rhythmen beisammen. Sein Rhythmus ist glatt, aber einförmig, und zwar so einförmig, daß sich seine typischen Unterarten bei lautem Lesen selbst nur von wenigen Zeilen sofort dem Ohre ein­prägen.

Ein ganz anderes Bild gewähren die dem Bearbeiter von D eigenen Verse. Dieser ist ausgesprochener Monopodiker, und die Folge davon ist, daß von den ca. 50 Versen, die ihm in unserer Probe zugehören, etwa die Hälfte so beschaffen ist, daß sie nicht in dem Original gestanden haben konnte, obwohl die Verse an sich für ihre Zeit gar keinen Anstoß gewähren können.

Der prinzipielle Gegensatz zwischen stärkeren und schwä­cheren Hebungen ist aufgehoben. Ein Vers wie 164,98. kann weder daz nô`z si mit kíuschem lî`be (Typus C) betont werden, noch daz nô´z si mit kìuschem [29] lî´be (Typus A), denn beide Betonungen geben einen unnatürlichenSinn, sondern nur mit wesentlich gleich schwebenden Hebungen daz nô´z si mit kíuschem lî´be. Ähnliche Verse sind z. B. noch wérben nâch gótes húlde 164,25, guot, wólgemuot, mílt und wî´se· 164,26, kíusche, díemuot und stœ´te164,28 (s. unten), die drî´ túgende si hœ´te 164,28, nî´t, hô´chfart und wî´plich zórn 164,29 (s. unten), wànd nie fróuwe sô hô´he getrát 164,30, ze sœ´lden und z´ê´ren glî´che 164,31a, des ist híute ir 1óp sô rî´che 164,31b, flúochen und bœ´se antwúrte 164,32, den weder wî´p noch mán kúnde 165,3, sô gnâ´detè si gót zehánt 165,6. Auch Verse wie mít den wàs diu máget rèin | álsô dàz si stœ´te schèin 164,21 oder sí was â`ne der súnden bànt 164,33 u. ä. sind bei dipodischer Betonung absurd. In einem Verse wie al der fróuwen sámnunge 164,13, bei der die erste Hebung durch den längeren Auftakt in die Höhe getrieben wird, fehlt die dipodische Gliederung, u. a. m.

Man sieht übrigens sofort, daß diese podische Bindung der Fülle mit größerer Fülle des Inhalts Hand in Hand geht, insofern bei dieser drei oder selbst vier gleichgewichtige Wörter in eine Verszeile zusammengeprellt werden können, während ein dipodisch abgestufter Vers nur zwei solche Wörter gestattet (vgl. Beitr. 13, 124).

Da ferner im podischen Vers die Hebung nur ihre zugeordnete Senkung mit zu tragen hat und der Unterschied der Betonung zwischen Hebung und Senkung geringer ist, so können hier, wie wir bereits oben S. 14 an Gottfrieds Beispiel sahen, die Senkungen stärker beschwert werden. Hierher fallen aus unserer Probe Verse wie guot, wólgemuot, mílt und wî´se 164,26, kíusche, díemuot und stœ´te 164,28 (doch siehe unten im übernächsten Absatz), nî´t, hô´chfart und wî´plich zórn 164,29, auch wohl an díe got sî`nen flî´z léit 165,1 (denn so, nicht an die gót, ist doch wohl die natürliche Betonung).117 [30]

Als sicheres Beispiel für stark beschwerten Auftakt kann wieder der Vers guot, wólgemuot, mílt und wî´se 164,26 angeführt werden; über fragliche weitere Beispiele s. den folgenden Absatz.

Wegen des geringeren Abstandes von Hebung und Senkung kann ferner im podischen Verse leichter eine Versetzung des Tones oder schwebende Betonung eintreten. Ein ganz sicheres Beispiel für erstere ist flúochen und bœ´se antwúrte 164,32, und – da man schwerlich viersilbige Senkung wird annehmen wollen – auch volleclî´che nâch ir werdekeit 165,1. Diese Verse lassen es daher als durchaus möglich erscheinen, daß auch 164,28 mit schwebender Betonung kiusché, diemúot und stœ´te und 164,29 nî´t, hôchfárt und wî´plich zorn zu betonen ist. Auch solche Betonungen sind dem Original natürlich fremd.

Von jenem Hindrängen des Haupttones nach dem Versende zu, das wir oben S. 28 als Charakteristikum von Wernhers Versbau kennen lernten, ist denn in den Eigenversen von D auch nichts zu finden.

Ferner ist zu beachten, daß in unserer Probe 6 neue stumpfe Reimpaare zu dem alten Bestand (oben S. 27f.) hinzu­gekommen sind: 164,21. 30. 33. 41. 165,1. 6. Diese lassen zugleich, im Verein mit einigen Umbildungen alter stumpfer Zeilen, eine weitere rhythmische Neigung des Bearbeiters erkennen, nämlich die, den Versausgang auf ´ × ` oder ´ × ´ zu bilden: als ich iuch bewî´sen wìl 164,10 (= ànders áz niht víl 1210b), alsô daz si stœ´te schèin 164,21, mit den andern û´zerkòrn 164,29, want nie frouwe sô hô´he getrát 164,30, muoste ir sîn únerkànt, si was âne der súnden bánt 164,33, der ie von buochen sín gewàn 164,41, volleclîche nâch ir wérdekèit 165,1, gnâdete sị gót zehánt 165,6. Diese Neigung ist dem Dipodiker Wernher durchaus fremd, und zwar aus naheliegenden Gründen. Ein stumpfer Schluß kann sich bei dem dipodisch abgestuften altdeutschen Reimvers zunächst nur in drei Fällen finden: 1. in Versen des Typus A mit Nebenton am Schluß, also mit dem Ausgang ´` (oder [31] aufgelöst ͜ ´ × `) für ´ ×; Belege hierfür aus Wernher s. oben S. 27 f. (man beachte die Auflösungen himelbrô`t 1209, geságen gàr 1270, áne sàch 1286); – 2. in Versen des Typus B (x) ` × ´ × ` × ´, und endlich – 3. in Versen des Typus E (x) ´ × `` × ` × ´. Den beiden letzteren gemeinsam ist der aufsteigende Schluß ` × ´, der denn natürlich auch bei Wernher belegt ist (s. a. a. O.). Für den im Text D beliebten absteigenden Schluß finden sich aber höchstens zwei Belege: Gábriê`l 1207 (wenn so zu betonen ist, vgl. oben S. 28: der Fremdname bringt eben den Dichter in eine Notlage) und sâ`lege swéster wónten dô` 1223, wenn dieser Vers so, d h. nach dem Typus C und nicht vielmehr als sâ`lege swéster wònten dô´ nach B zu betonen ist (s. ebenda). Wernher steht also hier auf einem sehr altertümlichen Standpunkt, da er die Umbildung von ´` zu ´ × ` (vgl. meine Altgerm. Metrik § 116) im allgemeinen nicht kennt.

Ich denke, diese Gegensätze sind so scharf und deutlich ausgeprägt, daß man getrost erwarten darf, der Bearbeiter von D werde sich verraten, sobald er nur ein paar Verse eigener Mache in das Gedicht hineinbringt. Mit dem Vorgebrachten ist ja auch nur daß Gröbste und Augenfälligste erledigt: es finden sich noch eine Menge feinerer Unterschiede (namentlich in der Intervallführung), die man bald herausfinden lernt, wenn man sich nur einigermaßen an die scharf ausgeprägten Rhythmen und Melodien Wernhers gewöhnt hat.118

Viel schwieriger ist es für den Bearbeiter des Wiener Textes A, einen bestimmten Charakter nachzuweisen, denn seine Tätig­keit ist großenteils negativ. Er ist ein bequemer Mann: wenn er ein Verspaar mit unreinem Reim ohne allzu großen Schaden für den Sinn auslassen kann, so tut er das einfach, ohne daß er daran denkt, [32] neue Verse zu machen (vgl. in unserer Textprobe die Lücken von A nach 1210. 1232. 1246. 1268); ja auch ohne den Anstoß unreiner Reime läßt er bekanntlich oft Verse aus (Näheres bei Bruinier S. 42 ff.).

Aber wo er sich dazu versteht, eigene Verse vorzubringen, da verrät er sich sehr oft durch eine Eigenheit, die ihn sofort als einen Angehörigen des bairisch-österreichischen Sprachgebiets erkennen läßt, nämlich durch die Einflickung dreihebiger Verse mit stumpfem Ausgang. Beispiele gewährt auch unsere Probe in den Versen daz si ír gebétes gúot | phlák in réhter húot 1193 f., dáz si â´ne trúob | mit grô´zer árbéit | gedúltechlî´chen léit | geprésten únder ín 1238 ff. und mít sô réinen síten 1260. Zum Vergleiche setze ich noch eine Anzahl eklatanter Fälle aus dem vor­her­gehenden Teile des Gedichtes her:

60

und áller túgende smác

=

aller tùgende wâ´z ùnde smác D 147,32. G 59

65

fur áller wérlde nô´t

=

àller ménnìsken nô´t

Und dír den grúoz enbô´t

Und dìr die mándùnge erbô´t

in dítze jâ´mertál

in diz klégelî`che tal D 148,1.

95

diu mílch wárt ze óle,

=

diu mílch verwàndelt sìch in [daz] óle,

dô ér uns schréib sô wóle

dô èr uns schréib àlsô wóle D 148,17

134

nû´ woldẹ ich ir râ´t

=

nu wòlt ouch ích dèn ir râ´t D 148,39. F 5

189

ín dem gótes námen

(fehlt)

231

in díse wérlt gebórn

=

ein màn gebórn in dìsẹ wérlt F 132 (ein man in dise werlt geborn D 150,17)

237

sîn gü´ete wás sô grô´z

=

sîn éinvàlte wàs sô grô´z

daz ér sîn wól genô´z

daz èr sîn sî´t vil wòl (sîn von rehte D) genô´z D 150,20. F 138

372

dáz er dár trúoc

=

daz ìm sîn hî´wisch dár trùoc D 152,18. F 150

483

wie frœ´lich si f1úgen,

=

wie frô´lî`chèn si f1úgen,

dâ´ sị ir júngen zúgen

dâ` si (durch daz si CF) ir júngî`de (iunge C) zúgen D 154,4. F 275. C 100 [33]

507

állez dáz ie wárt

=

állez dàz der ìe (ie und ie D) wárt D154,18. F301. C126

546

als ich dir ságende bín

=

als ich dir kúndènde (kundigen C) bín D 154,38. F 340.C 165

771

als éz ze réhte sól

=

ze dî`ner sæ´lekèite wól

dî´nen sæ´lden wól

wand ùnser réde dâmìte schól D 157,38

805

wan dáz si lóbten gót

=

wan dàz si lóbeten àlle (alle fehlt D) gót D 158,15. F 456

809

[dô ríetèn dem mán

=

die rìeten dem héilìgen mán,

álle sî`ne úndertâ`n]

daz er wùrde gehô´rsàm

daz ér des éngels râ´t

dem éngel und sî`nen wòrten.

vólgetan der stát

si sprâ´chèn si vórhten F 462(D 158,17 abweichend)

817

dáz du héim solt várn

=

dàz du héim mùozest váren

und sólt dîn wî´p bewárn

dù ne wéllest èz bewáren,

du múost èz engélten

sî´t ez álsô wírt

daz A´nnà sô sélten

dáz si dír gebírt

nâch dìr unwéinùnde wírt.

du wéist wol dàz si dìr gebírt

èine tóhter gúote F 472 (ähnlich C 191 ff.; D 158,23 ff.

stärker abweichend).

Übrigens lehren bereits diese Beispiele, daß auch dem Bearbeiter von A der Sinn für den dipodischen Bau des Verses abging. Das bestätigt sich denn auch fast überall da, wo er der Hebungszahl nach korrekte eigene Verse bildet. Auch hier mag wieder eine kleine Auslese von Beispielen aus dem Eingange des Gedichtes genügen, wo neben D auch F und zum Teil C herangezogen werden kann. Einer besonderen Erläuterung bedürfen diese Beispiele wohl nicht mehr.

142

phaffen, leien, frouwen

=

pháffen ùnde (die laigen und die D) fróuwen F 13. D 148,43

143

wie daz kint die muoter kôs

=

daz ìm die múotèr erkô´s F 16, D 149,2 .

152

herre, fleisch unde brôt

=

hírtẹ und lèbendìgez brô´t F 25. D 149,6 .

162

sande Marîen,

=

(fehlen FD)

diu wolde uns wol frîen [34]

von den schemelîchen jochen

167

[den haz ich hie verdinge]

=

den nî´t wil ìch verdíngen,

unt nît unz ich für bringe

ùnze ich fúre brìnge F 46. D 149,18

222

als ez von schulden tuon mohte

=

als èz vil wóle máhte F 123. D 150,12

391

dich zẹ einem solchen gesellen

=

súsgetâ`ne geséllen F 169. D 152,29

401

dâvon sîn ganc, sîn kêre

=

ernẹ wòltẹ ouch níe mê´re

Wart in daz hûs nie mêre

wider in sîn hû´s kê´ren F 179. D 152,34. C 4

415

an nihte versûmen·sich

=

an níhte sìch versû´men,

mit klage unt vil kumberlich

klàgen ùnde kû´men (CF chumeren)

wold er sîn in der einœde

in der éinô´de F 193. C 18 (D 153,1 abweichend

422

sie wære gewesen lieber tôt

=

dô wâ´rẹ ir líebèr der tô´t F 206. D 153,8. C 30

426

daz klagte si herzeclîchen

=

des wàs ir kláge míchel F 210. D 153,10. C 34

447

mînen man sô guoten

=

mînen kárlen àlsô gúoten F 235 (fehlt D; herre also gute C 60)

562

ir wart nie niht gelîches mêr

=

ir newàrt nie níemèn gelî´ch (?) F 356 (fehlt D; ir wart nie kein vrouwe glîch C181)

568

si mohte sîn niht mêr gesehen

=

si nemàhtẹ in mê´re niht geséhen F 262 (D 155,1 abweichend).

Beide Neigungen des Dichters (die dipodischen Verse zu ver­der­ben und dreimal gehobene stumpfe Verse zu bilden), zeigen in glücklicher Vereinigung die Verse

600

wunne unt liebe beide

=

wùnne ùnde wéide

hêt ír der éngel gében

ùnt vil stâ´tigen ségen

und éinen stæ'ten ségen.

hêt ìr der éngèl gegében.

ire wî'p rief si áne:

ir wî´be rùofte sị éiner: (einer rŏfte sie Hs.)

diu kô'men ál zesáme.

diu kóm ir àl ze séine.

dô rief si der magede:

dô rúoftè sị der mágede:

der was niht lîhte ze sagene,

diu wàs vil úngeságede F 399.

[35] Zum Schlusse sei mir noch eine Bemerkung allgemeiner Natur gestattet. Die Erfahrungen, die wir hier an Wernher und seinen Bearbeitern gemacht haben, zeigen, wie vorsichtig man bei Werken des zwölften Jahrhunderts in der Beurteilung größerer oder geringerer Formstrenge sein muß. Gewiß nimmt die Glätte des Verses in dieser Zeit im allgemeinen zu. Hier aber haben wir ein deutliches Beispiel dafür, wie ein jüngerer Dichter (ich meine den Bearbeiter von D: denn den von A kann man kaum einen Dichter nennen) ein formstrengeres älteres Original mit viel lockerer gefügten Versen durchsetzt.

NOTES

1 Entnommen aus den Forschungen zur deutschen Philologie. Festgabe für Rudolf Hildebrand zum 13. März 1894. Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 1894.

2 Ob das letztere immer und überall so gewesen ist, braucht hier nicht untersucht zu werden. Es wäre an sich recht wohl denkhar, daß die heutzutage im Süden weit verbreitete Art der Betonung, welche die Nachdruckssilben tiefer legt als die unbetonten, auch ihrerseits eine altüberlieferte Form ist. Dort wird dann die Vertiefung des Tons als eine Auszeichnung empfunden. Für das Prinzip aber ist es gleichgültig, wie die Auszeichnung zustande kommt, ob durch Eröhung des Tones, wie im Norden und in der Bühnensprache, oder durch Vertiefung, wie im Süden. Es wird also gestattet sein, im folgenden von der süddeutschen Betonungsform abzusehen und uns nur an die auch an sich natürlichere Betonungsweise des Nordens zu halten. Sollte sich jene einmal als alt erweisen, so brauchte man ja nur das Verhältnis von hoch und tief einfach umzukehren. [In dieser Form kann der Satz von dem „stärker und höher“ nicht festgehalten werden.]

3 Richtiger: „die Senkungszeit“

4 Ähnliche Beobachtungen über nhd. Verse s. besonders bei W. Reichel, Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht 6, 174 ff.

5 Daß auch im monopodischen Vers eine einzelne Hebung aus Sinnesgründen besonders verstärkt und in die Höhe getrieben werden kann, soll damit natürlich nicht im mindesten geleugnet werden. Das ist dann eben ein einzelner Spezialfall, der mit der regelmäßigen Abstufung innerhalb der Dipodie nichts zu schaffen hat.

6 Ich bediene mich im Folgenden selbstverständlich der althergebrachten Siglen für die einzelnen Handschriften und Bruchstücke.

7 Es ist wohl selbstverständlich, daß die aus der Untersuchung einer kleinen Textprobe gewonnenen Charakteristika nicht ohne weiteres glatt für die ganze, erst noch genauer zu untersuchende Textmasse durchzugehen brauchen. Einzelne Ausnahmen mögen sich immerhin finden.

8 ir(e) gewonheit Be, al ir g. A, ir site vnd ir g. D

9 saget B, die sage D

10 gereit BeD, bereit A

11 vil fehlt C

12 si wol B

13 die vil C

14 in A lautet das Verspaar daz si ir gebetes guot | phlak in rehter huot

15 die vil C

16 in A lautet das Verspaar daz si ir gebetes guot | phlak in rehter huot

17 unt mit allem A

18 biz ŏf daz imbeiz A [20]

19 vn wider an ir w. D, unt an ir w. A, wider zu werke C

20 unz zu C

21 si giench B, so gie A

22 vor dem B, hin fur den D!

23 da B

24 churs da lare B, salter lare D, gebete spreche C

25 si] si an B

26 in A lauten die vorhergehenden drei Verse hin für den alter, | dâ las si ir salter | vil stæte unz an die vesper.

27 daz gesanch AD, den sanc C

28 angevingen C

29 v ir D

30 do A

31 geflogen fehlt B

32 vil fehlt B

33 snel A

34 der A

35 ŏh ir D, ouh ur C

36 chunigennen B, ivnchfrŏen D

37 enbot B

38 Vers 1210ab fehlen A

39 gehilt C

40 den armen D

41 ze senden ABC

42 alliu diu AB

43 alten B, alt C, bediu alte D

44 do fehlt A

45 innen C

46 tugentlichen C

47 den engeln B, dem egelen C

48 niht verborgen A

49 enmahte D, enmocht C

50 Sæligen D, Heilige C

51 waren A

52 da B, fehlt A [21]

53 sider C, nu D

54 sit D

55 gar A

56 die ez werent D 4

57 crefte BA

58 uon B

59 heidenscheften A

60 ir fehlt B

61 V. 1233ab fehlen A

62 daz C

63 wold er ... B, wolde beliben A

64 bi den] Lücke in B

65 reinen A

66 … so B, daz er sie also C

67 verren ABC

68 erhube B

69 da B

70 Senftlichen … B, senfticlichen trug C

71 arbeit: gewonheit BC; vgl. aber Reime wie 246. 261. 318. 363 usw. A; zu gewonheit BCvgl. die Anm. zu gnuoge 1254

72 in A lauten diese fünf Verse ûz den andern erhůb | daz si âne trůb | mit grôzer arbeit | gedultechlíchen leit | gepresten under in

73 erreihen A

74 für V. 1241-43 heißt es in C hatten gesprochen | und nimant en mochte | den iren sin erkunden noch ergrunden

75 si ilte zu allen stunden C

76 dienste: geniste B,. dinst: genist C; in A lauten die Verse ze gotes dienst unt sînem lobe. | dem lac si stætichlíchen obe

77 die andern C; V. 1247ab. fehlen A

78 dehein A, neheine B, keine C

79 aze B

80 deheines A, neheines B, keines C

81 arges D

82 [22] V. 1250ab fehlen A

83 vasten noch wachen A, v. oder w. D, wachen vnd vasten BC

84 des mocht su C daz chunde si A

85 misseuar D

86 noch AC

87 wundrot A, wnderot D, wundert BC

88 genuoge alle ; gnuoge ist aber für das 12. Jahrh. noch die Normalform; vgl. auch zu 1240

89 ja derhub C, das damit abbricht

90 V. 1254a-h fehlen A

91 an der B, in gotes A

92 V. 1256ab fehlen AD

93 ir A

94 mit so reinem siten A

95 bit A

96 innechlichen B; in A lautet die Zeile alsus an gerüefen

97 [23] 1 an A

98 daz er] und A

99 mit A

100 Vnde hete A

101 sam ein wafen A

102 V. 1268ab fehlen A

103 ich moht der A

104 gegen B

105 mehilen A

106 und in ir wonen A

107 von siner A

108 gewan A

109 daz kint] si A

110 unt A

111 V.1281-82 lautenin A so saget si dank sere | irem schepfere

112 swer ir bilde angesach A

113 swanne si A,swa si aver D

114 den AD

115 si bat A; mit gezogenli bricht B ab

116 Vielleicht ist auch 1263 nu bitet daz wir-s muozen zu lesen, statt bitet mit Verschleifung und wir si.

117 Übrigens gehört auch die größere Häufigkeit zwei- und mehrsilbiger Senkungen in D hierher, mindestens zum Teil.

118 Sehr schön prägt sich der Gegensatz zwischen Wernher und D z. B. in dem bei Bruinier S. 35ff. in Paralleldruck von D und A gegebenen Abschnitt aus.

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